another gap
2023
Die ortsspezifische Arbeit "another gap" von Murielle Gräff ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. In zwei Räumen hat Gräff Lücken im Holzboden mit Glitzersteinen ausgeklebt. Strasssteine wie sie in Nail-Design verwendet werden, sind weiblich konnotiert. Sie erfüllen keinen direkt funktionalen Zweck, sondern vielmehr einen dekorativen. Dennoch haben sie eine Intention: Sie wollen den Blick der Betrachterin auf etwas lenken, etwas betonen und hervorheben. Das steht im Kontrast zum pragmatischen Material des Parketts. Dass ein Stück fehlt, ist ein Defekt, und bedarf Reparatur. Murielle Gräff transformiert den Defekt mit ihrer Intervention zu einem begehrenswerten Ausstellungsstück. Die Steine wurden fest im Boden verklebt, sie lassen sich nur mit physischem Kraftaufwand wieder entfernen. Die Strassbesetzten Leerräume nisten dauerhaft im Raum ein. Überträgt man die Geste auf Geschlechter-zuschreibungen, so offenbart sie ihr subversives Potential.
Text: Samantha Zaugg